Der 94. Psalm steht im Mittelpunkt des Orgel
abends in der Johanneskirche am 29. Juni.
Yumi Oster stellt die Orgelsonate von Julius
Reubke (1834-1858) vor, die als die bedeu
tendste Orgelkomposition des 19. Jahrhun
derts gilt. Und das von einem sehr jung
verstorbenen Schüler von Franz Liszt! Reubkes
Sonate sprengt die Form, die Sätze verschmel
zen zu einer großen sinfonischen Dichtung,
die gleichzeitig schon Programmmusik ist. Der
Text war dem Komponisten so wichtig, dass er
die vertonten Zeilen des 94. Psalms seinem
Werk vorangestellt hat:
„Herr Gott, dess die Rache ist, erscheine.
Erhebe Dich, Du Richter der Welt; vergilt den
Hoffärtigen, was sie verdienen.
Herr, wie lange sollen die Gottlosen prahlen?
Witwen und Fremdlinge erwürgen sie und
tödten die Waisen
und sagen: der Herr sieht es nicht und der
Gott Jacobs achtet es nicht.
Wo der Herr mir nicht hülfe, so läge meine
Seele schier in der Stille.
Ich hatte viel Bekümmernisse in meinem Her
zen, aber deine Tröstungen ergötzen meine
Seele.
Aber der Herr ist mein Hort und meine Zuver
sicht.
Er wird ihnen ihr Unrecht vergelten und sie
um ihre Bosheit vertilgen.“
Yumi Oster ergänzt das grandiose Orgelwerk
mit Kompositionen von Bach und Mendels-
sohn zu einem runden Konzertprogramm.