Ohne Seele im Leben…“
Der Todesüberwinder Orpheus in frühesten Opern
Ein Konzert zum Totensonntag als 30. Ausgabe der Reihe Musik-Salon
„Ich, der ich ohne Seele zurückgelassen wurde im Leben…“, mit diesen frühen Opernversen stimmt der Sänger und Dichter Orpheus seinen Bittgesang im Totenreich an. Aus großem Schmerz war er in die Unterwelt hinabgestiegen, um seine tote Gattin Eurydike zurückzufordern – und bezwingt kraft seiner Kunst den Tod… Der Protagonist eines der wirkmächtigsten Mythen der abendländischen Kultur hat sich mannigfach ins kollektive Erbe Europas eingeschrieben. Er galt unter den Sängern als der beste und betörte Götter, Menschen und wilde Tiere, Pflanzen und Steine. Bäume neigten sich, und Felsen weinten angesichts seines schönen Gesangs. Seit der Antike verfolgten tausende Kunstschaffende aus Literatur, Musik, Malerei, Film oder Pop bis heute seine Pfade.
Selbst in der christlichen Theologie hinterließ er Spuren: Der Kirchenvater Clemens von Alexandria deutete den Todesüberwinder schon im 2. Jh. als Präfiguration Christi. Bis ins Mittelalter verglich man seinen mit Christi Abstieg in die Unterwelt. Er erreichte wilde Tiere, Christus die Sünder; er ließ die Geliebte zurück, Christus führte die Gefangenen aus der Hölle heraus. Schon die frühchristliche Kunst kannte Orpheus/Christus-Darstellungen, wie den leierspielenden Schäfer als Symbol des Guten Hirten.
Der erste „per Gesang Agierende“ hinterließ tiefe seine Spuren in der Musikgeschichte, besonders in der Oper. Schon bei deren Geburt steht er Pate für Jacopo Peris und Giulio Caccinis Euridice, Claudio Monteverdis L’Orfeo ist der erste Opernwelterfolg und Luigi Rossis Orfeo die erste Oper Frankreichs.
Teile aus diesen frühen Opern haben die Kölner Lautenistin Gerlind Puchinger und der Saarbrücker Tenor (ehemals Countertenor) Ralf Peter zusammengestellt, beides Gründungsmitglieder des Barockensembles pazzaCaglia, über dessen Opernproduktion im alten St. Johanner Stadtbad sogar das ARD-Nachtmagazin berichtete. Die eigens zum Totensonntag für den Eschberg geschaffene Produktion verfolgt Orpheus‘ bewegende Reise aus dessen Perspektive – ein großer, deutsch untertitelter Opernmonolog, gemalt in vier ausdrucksstarken Tonsprachen und umrahmt von zeitgenössischen Instrumentalstücken und Gemälden.
Eine Anmeldung zum Konzert ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. In Kooperation mit „Freunde der Orgel- und Kirchenmusik Evangelisch−St. Johann“ und dem Förderkreis der evangelischen Gemeindearbeit auf dem Eschberg in der Kirchenstiftung Zukunft Evangelisch St. Johann. Die 30. Ausgabe in der Reihe „Musik-Salon“ wird unterstützt von der Landeshauptstadt Saarbrücken.
Datum: 23. November 2025, 17 Uhr
Ort: Maria-Magdalenen-Kirche Eschberg, Magdeburger Str. 76, 66121 Saarbrücken
Tenor & Moderation: Ralf Peter
Theorbe: Gerlind
Foto links: J.M. Laffitau
